Transformation des Geschäftsmodells
Der Konzern Voyageurs du Monde gehört nicht nur zu den Pionieren der Abenteuerreise und der Reise nach Maß, sondern hat auch als einer der ersten Anbieter der Tourismusbranche die soziale und ökologische Verantwortung der Unternehmen (CSR) voll in sein Geschäftsmodell integriert. Alain Capestan, Mitbegründer und stellvertretender Geschäftsführer von Voyageurs du Monde, analysiert diese dauerhafte Transformation.
Kann man Ihre Herangehensweise an die CSR als Unternehmensstrategie bezeichnen?
Ich würde es eher als Grundeinstellung hinsichtlich der Rolle des Unternehmens bezeichnen. Man kann eine solche Herangehensweise nicht im Sinne eines geschäftlichen oder entwicklungs technischen Hilfsmittels annehmen. Sie lässt sich nicht umsetzen, wenn die Geschäftsführer – als ihre wichtigsten Befürworter – nicht fest von ihr überzeugt sind. Für uns gilt der Grundgedanke, dass Unternehmen zur Lösung der Probleme beitragen müssen, die sich aus der wirtschaftlichen Tätigkeit ergeben – unabhängig davon, ob es dabei um den ökologischen oder den sozialen Fußabdruck geht.
Wie äußert sich dieses Engagement konkret?
Unsere anfänglichen Maßnahmen betrafen unsere Vergütungsstrategie. Es war uns wichtig, zwischen den Gewinnen, die im Finanzbereich realisiert werden, und den Erträgen der Menschen, die täglich im Unternehmen arbeiten, wieder ein Gleichgewicht herzustellen. Deshalb haben wir beschlossen, 30% unserer Gewinne an unsere Mitarbeiter auszuschütten. Dann haben wir uns gefragt, inwiefern sich unsere Tätigkeit und deren Entwicklung nachteilig auf die Umwelt auswirken, in der wir arbeiten – angefangen bei der Verschmutzung der Gebiete, in die wir unsere Kunden reisen lassen.
Eine maßgeschneiderte Reise und eine Abenteuerreisen sind jedoch nicht die umweltschädlichsten Formen des Tourismus.
Auf den ersten Blick nicht; aber als wir es im Detail betrachtet haben, ist uns klar geworden, dass selbst eine kleine Gruppe von 15 Wanderern einen negativen Einfluss auf die Umwelt haben kann. Deshalb haben wir Systeme zur Sammlung, Sortierung und Wiederverwertung von Abfall eingerichtet, damit vor Ort nichts zurückbleibt. Außerdem engagieren wir uns auch seit 10 Jahren in einem Programm mit dem Ziel der 100%igen Absorption der CO2-Emissionen aus den Flugreisen unserer Mitarbeiter und Kunden. Dieses Ziel wird nun durch die Wiederaufforstung von Mangroven in Indien und Indonesien erreicht. Mangroven gehören zu den effektivsten existierenden natürlichen Kohlenstoffsenken überhaupt.
Dies ist ein ethisch korrekter Ansatz, der dem Geschäft nur zugute kommen kann.
Geht Ihre Vision des verantwortungsbewussten Tourismus auch über ökologische Fragen hinaus?
Auch die sozialen Auswirkungen haben wir intensiv überdacht. In der Folge haben wir entschieden, dass unsere Tochtergesellschaften ihre Steuern vor Ort zahlen, um zur Finanzierung der Infrastruktur in unseren Zielländern beizutragen. Um diese guten Praktiken weiter zu verbreiten, sind wir Mitglied der Vereinigung ATR (Agir pour un Tourisme Responsable; Handeln für verantwortlichen Tourismus), die auch allen unseren Kollegen in der Branche offen steht. Diese Vereinigung vergibt – nach einem entsprechenden Audit – ein Gütesiegel. Unsere Stiftung Insolites Bâtisseurs [Ungewöhnliche Baumeister] finanziert Entwicklungshilfeprojekte. Das Besondere an dieser Stiftung ist, dass die Projekte von unseren Mitarbeitern identifiziert und gesteuert werden.
Was würden Sie heute einem Geschäftsführer sagen, der sich nicht sicher ist, ob er eine CSR-Transformation einleiten sollte, oder besser nicht?
Ich würde ihm sagen, dass er keine Wahl mehr hat, sondern dass dies die Richtung ist, in die sich die Welt bewegt. Aber auch in pragmatischerer Hinsicht muss einem Geschäftsführer bewusst sein, dass sein Unternehmen von einer ethisch korrekten Herangehensweise wie dieser nur profitieren kann. So haben wir bei Voyageurs du Monde etwa neue Kompetenzen erworben, unsere Prozesse optimiert und Spitzenkräfte angezogen, die diese Sichtweise überzeugt hat. Allerdings muss die Sichtweise auch von den Finanzpartnern geteilt werden. Es reicht nicht mehr aus, sich auf ein Geschäfts entwicklungsvorhaben zu einigen. Wir kooperieren auch deswegen heute mit Crédit Mutuel Equity, weil für Crédit Mutuel Equity – wie für uns – der Zweck von Unternehmen über die reine Gewinnerzielung und Arbeitsplatzschaffung hinausgeht.
Aus sicht des geschäftspartners
Bei Crédit Mutuel Equity wollen wir unserer Tätigkeit als Investor einen Sinn verleihen, indem wir die Entwicklung eines nachhaltigen Wirtschaftsgefüges fördern
Trotz seines unbestreitbaren gesellschaftlichen Nutzens zieht der Tourismus neue Arten von Kritik auf sich, die sogar so weit gehen, den Sinn des Reisens per se angesichts seiner ökologischen oder sozialen Auswirkungen in Frage zu stellen. Alternativen sind jedoch durchaus möglich. Nach der Entwicklung der Reise nach Maß und der Abenteuerreise geht Voyageurs du Monde dank der CSR noch einen Schritt weiter. So engagiert sich der Konzern heute – um nur einige Beispiele zu nennen – für die CO2-Kompensation, die Finanzierung lokaler Projekte und die gerechte Verteilung des geschaffenen Wohlstands.
Bei Crédit Mutuel Equity wollen wir unserer Tätigkeit als Investor einen Sinn verleihen, indem wir die Entwicklung eines nachhaltigen Wirtschaftsgefüges fördern. Dementsprechend haben wir uns über die reinen Wachstumsprojekte hinaus auch in den Werten wiedererkannt, die wir mit der Geschäftsführung von Voyageurs du Monde gemeinsam haben.
Kurzportrait von Voyageurs du monde
1 123 Angestellte
7 Marken
466 Mio.€ Umsatz
Der für seine Fachkompetenz und seine Angebote mit Mehrwert bekannte Konzern ist mittlerweile der französische Marktführer für Abenteuerreisen und Reisen nach Maß.
Als Reiseveranstalter, Reisebüro und Unterkunftsanbieter hat Voyageurs du Monde ein einzigartiges Modell entwickelt, das es ihm ermöglicht, für eine enorme Bandbreite von Reisezielen ein hohes Maß an Beratungskompetenz und innovativen Dienstleistungen anzubieten. Die 42 Agenturen des Konzerns (in Frankreich, Kanada, Belgien, der Schweiz und England) schicken nahezu 200.000 Kunden pro Jahr auf Reisen.